Blutegelbehandlung
Ein kleines Tier mit großer Wirkung!
In der Mitte des 18. Jahrhunderts war diese Methode in Europa so beliebt, dass Millionen von Blutegel zum Einsatz kamen und diese Zeit nicht um sonst in der Medizin als “Vampirismus” betitelt wurde. Die Egel wurden auch in vielen anderen Kulturen eingesetzt und sind seit über 3500 Jahren Helfer in der Medizin.
Das Geheimnis des Erfolgs der Behandlung mit Blutegeln liegt im Speichelsekret dieser Tiere. Es enthält zahlreiche Substanzen mit heilsamen Effekten. Inzwischen kennt man mehrere dieser Mechanismen:
Die gerinnungshemmende Wirkung kann zu verbesserten Flusseigenschaften des Blutes führen. Häufig wird nach dem Ansetzen des medizinischen Egels (Hirudo medicinalis) eine schmerzlindernde Wirkung beobachtet. Sie können den menschlichen Körper in gewissem Umfang entwässern und entgiften. Jede Sitzung ist mit einem kleinen Blutverlust verbunden, der von unserem Körper mit einer angeregten Neubildung von roten Blutkörperchen beantwortet wird. Dieser proliferative Reiz ist ein sehr gutes Training für unser Knochenmark. Aus der langen Geschichte der klinischen Praxis sowie moderner in vivo- und in vitro- Laboruntersuchungen zur Heilwirkung dieses Verfahrens wissen wir, dass die Blutegeltherapie:
- den Blut- und Lymphstrom anregt, entstauend und entgiftend wirkt,
- die Gerinnung und die Proteolyse hemmt,
- den Transport von monovalenten Kationen und von Ca2+ Ionen beeinflusst,
-hypotensiv, antihypoxisch, antiischämisch, entzündungshemmend, immunmodulierend, lipolytisch, fibrinolytisch, thrombolytisch, antisklerotisch und neurotrop wirkt,
- die “Durchlässigkeit” des Bindegewebes (Spreading Phänomen) befördert
-Schmerzen lindert und antidepressiv wirkt.
Anwendungsbeispiele:
Mit diesem Heilverfahren lassen sich ganz unterschiedliche Beschwerden lindern. Hierzu zählen u.a.: Blutgerinnsel, Blutergüsse, Krampfadern, Venenentzündungen, Gefässverkalkungen, Rheuma, schmerzhafte Gelenkabnutzungen (z.B. Arthose), Muskelkrämpfe ( z.B. Wadenkrämpfe), Zerrungen, Verstauchungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, chronische Sinusitis, Otitis media (Mittelohrentzündung) Menstruationsbeschwerden, Ohrgeräusche und Furunkel.
Anwendungsablauf:
Es handelt sich um medizinische Egel, welche ich aus der Bibertaler Blutegelfarm bestelle. Sie dürfen lediglich einmal verwendet werden und müssen nach der Behandlung fachgerecht entsorgt werden (es besteht auch die Möglichkeit, sie wieder zurück zu der Egelfarm zurückzusenden, wo sie im “Rentnerteich” ihren wohlverdienten Ruhestand genießen).Die Therapie findet in meiner Praxis statt und dauert ca. 1-2 Stunden. Sie sollten bequeme, weite Kleidung tragen. Beachten Sie bitte, dass Sie mindestens 2 Tage vor der Blutegelbehandlung keine Duftstoffe( Parfum, Seife, Salben, Badezusätze, Duschgels, Rasierwasser, usw.) auf die Haut auftragen. Jeder Egel kann sich mit bis zu 10ml vollsaugen. Die Nachblutung kann auch mit einem Blutverlust von bis zu ca. 40ml einhergehen. Es können 2 bis max. 12 Egel angelegt werden.
Nebenwirkungen:
-Nachblutung an der Bisstelle
Generell gilt: Eine Nachblutung an der Bissstelle ist normal und gehört zum Behandlungskonzept. Sie wird mit entsprechenden Verbänden behandelt.
-Veränderung an der Bissstelle
Nach der Behandlung kann sich die Bissstelle röten und leicht anschwellen oder jucken. Mitunter kommt es auch zu einem kleinen Bluterguss, der in aller Regel innerhalb von einer Woche vollständig resorbiert wird.
-Kreislaufreaktionen
Mitunter können leichte Kreislaufstörungen auftreten. Deshalb sollten Sie für den Tag der Egelbehandlung Ruhe einplanen, viel liegen und trinken.
Gelegentlich bis selten können auftreten: Blutdruckabfall, starker Blutverlust, allergische Symptome, vergrößerte Lymphknoten, verzögerte Wundheilung, bleibende Narbenbildung; sehr selten tritt ein Erysipel (Wundrose) auf.
Kontraindikationen:
Wenn der Patient blutverdünnende Medikamente einnimmt, wie z.B. Ass, Marcumar, andere Blutverdünner oder eine Blutungsneigung besteht.
Verschlusskrankheiten, Wundheilungsstörungen wie z.B. bei einem Diabetes, Hautveränderungen in dem entsprechenden Hautareal, Lebererkrankungen mit gesteigerter Blutungsneigung (z.B. Leberzirrhose), Anämie, vor Operationen und Zahnbehandlungen, ausgeprägter Immunschwäche wie z.B. nach Chemotherapie, Bestrahlungen, oder bei AIDS, akuten Magen oder Darmgeschwüren sowie einer Niereninsuffizienz.
Relative Kontraindikation:
Neigung zu Keloidnarben
Weitere Informationen, Aufklärung und Beantwortung von Fragen gibt es bei mir immer in einem persönlichen Gespräch.